Kurzfristige Baugeldzinsen steigen sprunghaft
Aufgepasst beim Baugeld! Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Jean-Claude Trichet hat vorige Woche verlauten lassen, das in naher Zukunft mit möglichen Erhöhungen der Zinsen am Markt zu rechnen ist.
Das kann durch folgende Hintergründe erklärt werden: Derzeit müssen Händler für Erdöl historische Höchstpreise zahlen und werden mit Preissteigerungen für Rohstoffe sowie Nahrungsmittel konfrontiert. Diese führen zusammen mit anhaltend hohen Inflationsraten (weit über dem von der EZB gesetzten Zielniveau) zu Erhöhungen für Baugeld-Zinsen.
Die Notenbanken können auf Grund der hohen Inflation ihre Zielmarken nicht erreichen und müssen andere Wege gehen. Sie stehen bei der Frage nach Leitzinssenkungen in Warteposition oder erwägen eher eine Erhöhung.
Dabei ist die Situation der europäischen Wirtschaft derzeit stabiler als die US-Wirtschaft, aber die EZB möchte im Moment nichts am Leitzinssatz von 4.00% ändern, sondern sieht vor, für Preisstabilität und Sicherheit am Markt dadurch zu sorgen, dass die am Markt vorgenommenen Leitzinserhöhungen in naher Zukunft mit eingepreist werden. Das bedeutet, dass z.B. Immobiliendarlehen mit kurzen Laufzeiten davon betroffen sind und mit kurzfristigen deutlichen Steigerungen der Baugeldzinsen rechnen müssen. Diese Entwicklung wird für die nächste Zeit bleiben bzw. sich eventuell noch steigern, denn die Inflationsraten färben auf die Stimmung der Investoren ab.
Viele Marktteilnehmer halten eine Lockerung der Geldpolitik 2008 nicht mehr für möglich. Dies bezieht sich auch auf Immobiliendarlehen, wobei besonders die Formen mit kurzen Laufzeiten von Erhöhungen der Baugeldzinsen betroffen sind. Deren aktuelle Zinssätze liegen bei Annuitätendarlehen mit fünfjähriger Laufzeit bei 4,76%, 4,82% bei 10jähriger Laufzeit, 5,10% bei 15J. und für 20 Jahre gilt ein effektiver Zinssatz von 5,15%.
Immobiliendarlehen mit langen Laufzeiten verzeichnen noch keine sprunghaften Anstieg der Baugeld-Zinsen, sind aber mit mittleren Zinssteigerungen auch vom Inflationsdruck betroffen und können in Zukunft weiter in die Höhe gehen.
Die Folge des Anstiegs der Baugeldzinsen ist eine durchaus flache Zinsstrukturkurve. Es ist deshalb im Moment nicht ratsam, auf sinkende Baugeld Zinsen zu spekulieren, sondern im Gegenteil kann eine spekulative Zinssenkung der EZB falsch sein, da langfristige Kapitalmarktzinsen nicht der EZB folgen, sondern sich nach den Inflationsraten und nach Angebot und Nachfrage richten.
Man sollte sich bei Immobiliendarlehen mit kurzen Laufzeiten die noch moderaten Baugeld-Zinsen festschreiben und bei langfristigen Verträgen, die im Verhältnis zur Inflationsrate und zum Geldmarktsatz noch gut dastehen, zugreifen.
Insbesondere bei Anschlussfinanzierungen kann für die zukünftige Sicherheit gesorgt werden, indem die Baugeldzinsen für die Restlaufzeit des Darlehens festgeschrieben werden. Wichtig kann eine Anschlussfinanzierung für Darlehensnehmer sein, die ihr Immobiliendarlehen von 1999-2001 mit Laufzeiten von 10 Jahren zu einem Zinssatz von 6% abgeschlossen haben, denn hier kann man für die nächste Zinsphase durch z.B. den Abschluss eines Forward-Darlehens die Belastung der Zinsen senken.
Darlehensnehmer, die einen Baukredit 1998 erworben haben und damit zu den zu jener Zeit niedrigen Baugeld-Zinsen ihren Vertrag abgeschlossen haben, sollten nicht auf das Laufzeitende warten, denn bis dahin sind die Zinsen, die im Moment sprunghaft steigen, eventuell viel höher als damals.
Für Darlehensnehmer, deren Immobiliendarlehen in den kommenden zwölf Monaten endet bzw. verlängert werden muss, ist Beratung wichtig, welche Anschlussfinanzierung die richtige und welcher Zeitpunkt für den Abschluss der richtige sein kann.
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